Ausgehend von Architekturtheorien, die soziologische Aspekte, die Gestaltung von Räumen und hiermit architektonisch geprägte Interaktionsoptionen, einbeziehen, geben Lagerkonstruktionen Aufschluss über gesellschaftliche Strukturen.
Das Lager ist im Unterschied zum klassischen Modell des Familienhauses eine Einrichtung, die stets zweckgebunden ist: Bestimmten Personen werden aus bestimmten Gründen für bestimmte Zeit darin untergebracht. Ansammlung und Anhaltung sind die exakte Kehrseite der Beweglichkeit. Der Strom ist so schnell und komplex, dass nur der, selber temporäre, Knotenpunkt des Lagers ihn zu fassen, zu zeigen und zu organisieren vermag. Lager ist wesentlich Durchgangslager.
Die wesentlichen Momente des Lagers sind daher nicht nur temporärer Aufenthalt und räumliche Isolation, sondern auch künstliche Errichtung nach themenbezogenen Kriterien und entsprechend anonyme oder abstrakte Vergesellschaftung. Wer in einem Lager ist, fragt sich nach den Gründen. Was hat er mit den anderen gemeinsam und wer hat über die Gründe dieser Ansammlung von Personen entschieden? Welche Eigenschaften haben gerade diese Personen in diese Lage gebracht?
Diese Zweckgebundenheit zeigt hiermit eine perfide Abstraktion des Gestaltungsleitsatzes: form follows function reduziert die Infrastruktur auf Funktionalitätspragmatiken und liefert jene, die sich im Lager befinden, den KonstrukteurInnen und KonzeptionistInnen und ihren Maßstäben aus.
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