Im Zuge der theoretischen und archivarischen Forschungsarbeiten zu >camp.project<, die seit Mitte 2005 laufen und auf früheren thematischen Projekten der österreichischen PartnerInnen aufbauen (z.B. "Guest in Europe", T.J. Jelinek, im Rahmen von TRANSART 1999, Kroatien; "Do the Camp", Zakravsky etc., Tanzquartier 2002; "Under the Bridge", A. Nikolic, Belgrad, seit 2005), hat sich der Lagerkomplex als vielschichtiges Phänomen erwiesen. So haben auch einige Beiträge zu der dichten Tagung "Auszug aus dem Lager", (organisiert von Ludger Schwarte, Dez. 2005, Berlin, Akademie der Künste) gezeigt, dass Lagerbildungen häufig viele Typen des Lagers historisch und architektonisch durchlaufen können.
Damit ist der ursprünglich geplante Zugang, besonders aussagekräftige "Typen" von Lagern exemplarisch auszuwählen, übergegangen in einen Ansatz, der die Metamorphosen des Lagers an einzelnen Fallbeispielen untersuchen will. Andererseits haben sich einige Kontexte als wichtig erwiesen, die nicht unmittelbar mit einer Lagerinstitution einhergehen. Beide Ansätze machen eine gewisse Reisetätigkeit nötig, die die Untersuchung von Metamorphosen und Kontexten des Lagers vor Ort möglich macht. Bei diesen Forschungsreisen ist vor allem eine engere Zusammenarbeit mit Architektur und Urbanistik geplant.
Ein Beispiel für den erweiterten Kontext war der parallel zur Teilnahme an der Berliner Tagung "Auszug aus dem Lager" (Vortrag "Enthüllungen", Zakravsky, Videoaufnahmen Thomas Jelinek) erfolgende Besuch des Holocaust-Mahnmals von Peter Eisenmann. Der Besuch führte zu einem kleinen kommentierenden Video, das die Notwendigkeit, sich durch physische Anwesenheit und Bewegung auf das Mahnmal einzulassen, betont. Dieses Format der Videodokumentation und -kommentierung vor Ort, das bekannte BBC-Formate des Reports "on the spot" durch Analyse und Kommentar überformt, kann durch weitere Forschungsreisen weiter entwickelt werden.
Als weitere Ziele im Jahr 2006 sind geplant:
- Die Gedenkstätte des Seebads "Prora" auf der Insel Rügen, wo ein gigantisches Freizeitprojekt der Nationalsozialisten unter dem Motto "Kraft durch Freude" nicht nur an sich schon sehr divergente Aspekte des Lagers vereint, sondern nach dem Krieg auch weitere Metamorphosen von der sowjetischen Kaserne, dem DDR-Ferienlager bis zum "Friedensclubbing" durchlaufen hat.
- Eine weitere Reise würde das jüdische Fest "Sukkot" ("Laubhüttenfest") zum Anlass für einen Besuch der israelischen Partner, das "ARMA"-Theater, nehmen, um durch die Erfüllung der Funktion des nicht-jüdischen Gastes den rituellen Zusammenhang dieser temporären Erinnerung an ein biblisch überliefertes "Lagern" mit dem zu vergleichen, was Giorgio Agamben als "Raumparadigma der Moderne" bezeichnet hat.
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