Das transnationale Netzwerkprojekt >camp.project< ist zugleich Untersuchungsinstanz und Spiegelbild für das Netz von Flüchtlings- und Anhaltelagern, aber auch Ferienlagern, therapeutischen Lagern, Themenparks etc., das Europa überzieht. Das Lager steht nicht nur für eine bestimmte Form von Einrichtung, sondern ganz allgemein für die Grundauffassung, dass menschliche Angelegenheiten als logistisches Problem erscheinen. Die abstrakte Identifikation und Organisation von einander fremden Personen muss daher auch nicht notwendig auf zwangsweise und gewaltförmige Lagerformen beschränkt werden. Gerade auch die scheinbar freiwilligen Lagerformen wie Ferienlager, all inclusive Hotelanlagen oder Luxuswohnungen in gated communities lassen die strenge Unterscheidung von freiwilligen und unfreiwilligen Lagern problematisch erscheinen.
Über dieses breite Feld von Lagern gilt es, eine Lagergeschichte zu entwerfen, die gerade die ambivalenten Aspekte dieses so mehrdeutigen Phänomens ernst nimmt. Das CAMP Projekt versteht sich als ersten Schritt zur Erstellung einer längerfristigen Plattform für die Erforschung und Archivierung des Lagers als zentrale Existenzform von hoch- und postindustriellen Gesellschaften.
>research< umfasst zur Lagerthematik historische Fakten, gesellschaftspolitische Phänomene und gewachsene Sichtweisen, die innerhalb der Laboratorien und der Archivarbeit zusammengetragen werden. In Bezug gesetzt zu der Aktualität des Themas und ihrer sozio-politischen Bestandsaufnahme fundiert diese Forschungsarbeit ein Hintergrundfeld für neue Theorieansätze und bettet die Module des CAMP Projekts kontextual in bestehende Daten und Fakten ein.
>morphology< reagiert auf das breite semantische Feld des Lagerbegriffs und provoziert ein Bewusstsein für die Vielfalt des Begriffgebrauches und seiner zugrundeliegenden sozialen und mentalen Strukturen. Das Äußere - die Gestaltung und hiermit die architektonische Form - und die inneren Aspekte, wie Regeldefinitionen und gehandhabte Realpolitik werden in Bezug zu- und miteinander gesetzt.
Bei Themen wie Sicherheit, Schutz und dem Bedürfnis nach Wahlfreiheit des Aufenthaltsortes ist es aber unvermeidlich, dass sich innere und äussere Komponenten überschneiden.
In >zones< und >history< werden die räumlichen und zeitlichen Perspektiven erstellt, die mit dem Archiv - namentlich den >directories< - korrespondieren. Während die Themenpunkte im Bereich >research< bestehende Informationen navigieren, sind die >directories< subjektiv und von der ErstellerIn in assoziativer Manier - als Rechercheinterpretationen - geprägt.
|